Mein Koiteichbau-Blog

Aushub

Jetzt kommt für mich der schwierigste Teil, der mich bereits während der Planungsphase etwas mitgenommen und mir einige schlaflose Nächte bereitet hat. Der Erdaushub!

Unser Grundstück wird an zwei Seiten von einer ca. 25 Jahre alten, gut zwei Meter hohen Ligusterhecke gesäumt. Diese Hecke ist für meinen Vater quasi der heilige Gral und Bedingung für den Teichbau war, dass nicht eine einzige Pflanze beschädigt wird. Am Eingangsbereich unseres Grundstücks ist ein 90cm breites Eingangstor und auf der Carport-Seite eine 80cm breite Tür. Ansonsten besitzt unser Grundstück keinen weiteren direkten Zugang. Angrenzend an die anderen beiden Seiten sind zwei bebaute Nachbargrundstücke mit entsprechenden Zäunen. Somit gab es auch hier keinen Zugang zur Teichbaustelle, was den Einsatz schwerer Technik schier unmöglich machte.

Vorab war auch ein Mitarbeiter eines Schwerlast-Unternehmens bei uns, um zu prüfen ob ein Bagger mit einem Kran auf das Grundstück gehievt werden könnte. Da unsere Zufahrten zu eng und zu verwinkelt sind, sah man auch hier keine Möglichkeiten. Von dieser Tatsache abgesehen, hätte uns ein Bagger wahrscheinlich auch nichts genützt, weil wir den Abraum grundstückseitig nirgendwo hätten ablegen können.

Die Entscheidung, dass ein neuer Teich gebaut werden soll, war ja bereits gefallen und der alte Teich sowieso schon abgerissen. Also blieb mir eigentlich keine Alternative – außer Spitzhacke, Schaufel und Spaten. Zu diesem Zeitpunkt war aufgrund gewissenhafter Messungen klar, dass wir eine Baugrube mit 7m Länge, 7m Breite und 2m Meter Tiefe ausheben wollen. In Summe also 98m³. Ziehen wir das Volumen des alten Teiches von ca. 25m³ bis 30m³ ab, bleiben round about 70m³ Abraum übrig. WTF…

Siebzig Kubikmeter Erdaushub – per Hand, ohne Bagger oder sonstiges technisches Gerät. Das klingt unfaßbar und so ziemlich jeder Mensch, egal ob Freund, Bekannter oder Familienmitglied, hat mir eine Vogel gezeigt und mich für vollkommen verrückt erklärt. Somit war mein Ehrgeiz geweckt und jede negative oder demotivierende Aussage brachte mir noch mehr Ansporn.

Ganz klares Motto für diese Bauphase: Geht nicht, gibt’s nicht.

Also, auf geht’s!

Die erste Woche

Der erste Spatenstich erfolgte am 18.04.2023. Wir, das waren mein Vater (67), mein Stiefvater (68) und ich, begannen damit, die ersten Kubikmeter Mutterboden abzutragen und wegzufahren. Der Boden stammte von den Beeten rings um den alten Teich und war relativ einfach abzugraben, was natürlich gut für die Moral war. Mit meinem Nachbarn hatte ich vereinbart, einen Teil des Aushubs auf seinem abschüssigen Grundstück abzuladen, da er sich einen großen ebenerdigen Parkplatz am Hang bauen wollte. Das war insofern gut, weil ich mich bezüglich des Aushubs nicht um einen Abtransport kümmern musste. Die anfängliche Schätzung war, dass wir ungefähr die Hälfte des Erdabraums bei meinem Nachbarn unterbringen können. Diese Schätzung musste jede Woche angepaßt werden, was die positiven Aussichten manchmal trübte.

Wichtig ist und darüber solltet Ihr Euch rechtzeitig Gedanken machen, wo Ihr Euren Erdaushub zwischenlagert und wie Ihr ihn ggf. entsorgt bzw. abtransportiert. Nicht ganz unerheblich sind nämlich die daraus resultierenden Kosten, die mit der Entsorgung einhergehen.

Ich habe drei größere Entsorgungsfirmen bei uns in Mittelthüringen angerufen und gefragt, was mich eine 7m³-Absetzmulde mit An- und Abfahrt sowie Entsorgung in etwa kosten würde. Antwort war unisono zwischen 400-450 EUR pro Mulde inkl. einer Laboruntersuchung des Erdreichs ab 50 Tonnen Aushub von mindestens 500 EUR.

Jetzt sollte man natürlich wissen, dass das verdichtete Erdreich nach dem Aushub mehr Volumen an Platz einnimmt als vor dem Aushub. Für die Berechnungen gibt es spezielle Auflockerungs- (fest zu lose) sowie Setzungsfaktoren (lose zu fest) um die Erdmassen richtig zu berechnen. Die Bodenbeschaffenheit gliedert sich grob in 20cm Oberboden, in 30cm Unterboden und alles darunter in den Untergrund. Der Auflockerungsfaktor für den Oberboden beträgt 1,2, während für den Unterboden und den Untergrund 1,3 als Faktor herangezogen wird. Konkret bedeutet das also, dass wir statt 70m³ Aushub rund 90m³ aufgelockerten Aushub haben werden. Theoretisch würde ich mindestens 13 Stück 7m³-Absetzmulden sowie eine Laboruntersuchung für mein Erdreich benötigen. Im Worstcase wären das also 6.350 EUR. Alte Hasen vom Bau werden jetzt natürlich Einspruch einlegen, weil sie genau wissen, dass man keine 7m³ lose Erde in einer 7m³-Ansetzmulde unterbringen kann. Tendenziell würde es also noch teurer werden. Zum Glück hatte ich das Agreement mit meinem Nachbarn – eine Win-Win-Situation. 😉

Die zweite Woche

Wir haben die ersten sieben Tage hinter uns gebracht, leider nicht ohne Ausfälle. Mein Vater hatte sich bereits während des Altteich-Abrisses stark am Knie verletzt und sein Orthopäde legte ihm dringend Nahe für mehrere Wochen Ruhe zu halten. Wer meinen Vater kennt, weiß, dass dies fast unmöglich ist. Also verordneten wir ihm eine Zwangspause von mindestens zwei Wochen. Auch mein Stiefvater hatte mit starken Rückenschmerzen und Blessuren zu kämpfen. Er machte aber ohne ein Wort zu verlieren weiter – alte Schule eben. Mein eigener Körper brannte ebenfalls und ich spürte ungelogen jede Faser und jeden Muskel meines büroverliebter „Kadavers“. Insofern möchte ich an dieser Stelle meinen beiden Haupthelfern meinen aller größten Respekt zollen. Ihr seid wirklich die Besten!

Der Teichbau stand, jetzt wo er kaum begonnen hatte, unter einem schlechten Stern. Ehrlich gesagt wusste ich nicht, wie es von nun an weiter gehen sollte. Ich musste also einen Plan B machen und griff zum Telefon. Nach einigen Telefonaten mit Freunden und Bekannten konnte ich einen Freund und meinen Schwager akquirieren. Mein Freund half mir die Woche über für 5-6 Stunden und mein Schwager am Wochenende. Ohne die Beiden hätte ich es wohl nicht geschafft, daher auch an diese Stelle meinen herzlichsten Dank für die gute Hilfe und die Unterstützung.

Es ging also mit frischen Kräften weiter. Wir haben uns in der zweiten Woche so organisiert, dass jeder nicht mehr alles machte, sondern jeder Einzelne eine spezielle Aufgabe übernahm. Zwei von uns standen mit Spitzhacke und Schaufel in der Baugrube und einer fuhr den Aushub auf das Nachbargrundstück. Dabei benutzen wir drei Schubkarren im Rotationsprinzip, um die Arbeitszeit möglichst effektiv zu nutzen.

In dieser Woche sind wir in die Breite gegangen, indem wir die rechte Seite der Baugrube bearbeitet und vergrößert haben. Ein großes Problem war dabei die schlechte Bodenstruktur. Anders als die weichen sandigen Böden im norddeutschen Raum sind unsere Böden eher lehmig, hart und steinig. Wir musste jeden Kubikzentimeter mit einer Spitzhacke aus dem Boden schlagen, was nicht immer einfach war. Die Farbe des Bodens änderte sich mit jeder freigelegten Schicht von braun zu grau, von blau zu rot bis hin zu gelb und schwarz. Sowohl das Material, als auch wir Menschen haben in diesem Bauabschnitt ziemlich gelitten. Pro Tag haben wir ungefähr 2m³ an Material aus der Grube entfernen und bei unserem Nachbarn abladen können. Mehr war in 8 bis 9 Stunden Arbeit leider nicht möglich.

Die dritte Woche

In der dritten Woche haben wir uns von der rechten Seite bis zur unteren Seite gegraben und das Entwässerungsrohr unserer Terrasse freigelegt. Unsere Körper haben sich an die schweren Arbeiten gewöhnt und das Buddeln und das Abtransportieren der Erde geht etwas leichter und routinierter von der Hand. Der Boden ist immer noch steinhart. Mehr als die besagten zwei Kubikmeter Abraum pro Tag schaffen wir nicht, weil jeder Klumpen mit der Pike von der Erdwand geschlagen werden muss. Zudem kommt hinzu, dass diese Lehmklumpen deutlich schwerer geschaufelt werden können, als lose Muttererde oder lockerer Sand.

Während der Grubenarbeiten hat sich herausgestellt, dass bayerische Sandschaufeln *  zu einem besseren und leichterem Schachtergebnis führen als herkömmliche Schaufeln. Während konventionelle Schaufeln meist aus gestanzten Stahlblech bestehen, sind die bayerische Sandschaufeln ölgehärtet und geschmiedet. Die sehr stabilen Sandschaufeln können fast wie Spaten benutzt werden. Sie sind aber im Gegensatz zum Spaten spitz zulaufend.

Fun fact: Ich bin pro Tag rund 24.000 (+/-) Schritte (ca. 18km) mit voller Schubkarre gelaufen und habe diese beim Nachbarn abgekippt. Danach bin ich mit der leeren Schubkarre zurück zur Baugrube, um die nächste volle Schubkarre abzuholen. Und so weiter und sofort. So ging das den lieben langen Tag. 😉

Die vierte Woche

Auch diese Woche startete recht positiv. Mein Vater kehrte dankenswerter Weise zurück in die Baugrube und kümmerte sich nach getaner Arbeit um die neue Verrohrung der Regenwasserabläufe vom alten Filterhäuschen und von der Terrasse. Ich freute mich sehr über das warme, fast sommerliche Wetter. So machte das Arbeiten gleich doppelt so viel Spaß. Anzumerken sei, dass ich mich grundsätzlich nicht über die Wetterverhältnisse der letzten drei Wochen beschweren konnte. Wir hatten bis jetzt großes Glück mit dem trockenen Wetter.

Zu Beginn der Woche hatten wir uns eine Rampe gebaut, so dass wir mit den Schubkarren direkt in die Grube fahren und diese befüllen konnten. Für diejenigen unter uns, die geschaufelt haben war die Maßnahme eine erhebliche und notwendige Erleichterung. Ich als Fahrer der Schubkarren musste natürlich etwas mehr Kraft aufbringen, aber schlussendlich war die Idee mit der Rampe eine wirklich gute und das Hochfahren der Schubkarren kein wirkliches Problem.

Ziel dieser Woche war es, etwas in die Tiefe zu gehen. Wir haben oben links begonnen und uns nach unten rechts vorgearbeitet. Links unten hat dann mein zweiter Schwager nach seiner regulären Arbeit mitgeholfen und die Baugrube Richtung Versorgungsschacht erweitert. Der Versorgungsschacht wird zu einem späteren Zeitpunkt gegraben. Er soll die Strom- und Erdungskabel sowie die Wasserleitung und das CAT7-Erdkabel (LAN-Kabel) aufnehmen und eine Verbindung zwischen Haus und Teich schaffen.

Die fünfte Woche

Wir sind in der heißen Phase angekommen, aber bevor es mit dem Buddeln weiter geht, haben wir uns entschieden, unserem Nachbarn unter die Arme zu greifen. Der Erdhaufen auf dem Nachbargrundstück hatte bereits riesige Dimensionen angenommen und die Seiten drohten abzurutschen. Leider war unser Nachbar verhindert und so haben wir angefangen sieben Paletten große Pflanzsteine zu setzen. Dabei haben wir die erste Lage in Beton gelegt und entsprechend einen kleinen Graben ziehen müssen, damit wir die Steine in Waage ausrichten konnten. Die Aktion hat zwei Tage gedauert und lief teilweise parallel zu den Buddelarbeiten.

Nach der Pflanzstein-Aktion ging es mit unserer Teichbaustelle weiter. In der fünften Woche haben wir die untere Seite der Grube auf Höhe gebracht. Damit wir einen planen Untergrund für die Bodenplatte gewährleisten konnten, haben wir mit einem Richtscheit und einem Rotationslaser *  gearbeitet. Dabei haben wir das Richtscheit senkrecht in die Grube gestellt und bei 2m einen Empfänger angebracht. Der Empfänger hat den Laserstrahl aufgenommen und ein Signal abgegeben, wenn die zwei Meter unter- oder überschritt waren. Somit konnte ich, bewaffnet mit dem Richtscheit, die Baugrube ablaufen und alle Stellen ausfindig machen, wo die gewünschte Tiefe noch nicht erreicht war. Hier haben wir dann nachgearbeitet und nochmals einige Schubkarren Erde abtragen können.

Irgendwann in der Woche hatte es dann geregnet und zwar so heftig, dass ich ein bißchen Angst hatte, die Wände würden einstürzen. Zum Glück ist nichts dergleichen passiert. Wer sich unsicher ist oder einen zu lockeren oder sandigen Untergrund auf seinem Grundstück hat, muss entsprechende Stützkonstruktionen vorsehen und bauen, damit die Erdwände nicht einstürzen. Tut Euch bitte einen Gefallen und plant diesen Sicherheitsaspekt entsprechend mit ein. Unser Boden war so extrem hart, dass wir auf eine Wandabstützung verzichtet konnten. Im Zweifelsfall aber immer „safety first“!

Die letzte Aktion für diese Woche war es, mit einem Markierungsspray *  die Markierungen für die Bodenabläufe und die Rohre anzubringen. Innerhalb dieser Markierungslinien haben wir dann weiter gegraben und eine Art Schacht für die Abläufe gebaut. Später werden an dieser Stelle dann die Bodenabläufe mit Beton fixiert und die Rohre zur Filterkammer verlegt und eingesandet. Zudem haben wir provisorisch einige Bauschnüre *  gespannt, um zu sehen, wie und wo wir die Bodenplatte positionieren.

Zum Ende der Woche sind dann auch endlich die ersten Paletten Schalbetonsteine und das Material (Baustahlmatten, Bewehrungsprofile, Schlangenstahl) für die Bodenplatte geliefert worden.

Die sechste Woche

In der letzten „Buddelwoche“ habe ich mich um den Feinschliff der Baugrube sowie den Schacht für das Skimmer-Rohr auf der linken Seite gekümmert. Die Stimmung wurde deutlich besser und ich war ein wenig aufgeregt, weil die Zeit für die nächste Bauphase immer näher rückte. Während ich mich mit Spaten und Hacke bewaffnet hatte, um den Schacht zu graben, sind meine beiden Haupthelfer in das nahegelegene Kieswerk gefahren, um mehrere Anhänger feinen 2/8er Kies zu besorgen. Den Kies haben wir direkt vom Anhänger geschaufelt und mit unseren Schubkarren in die Baugrube gefahren. Dieser Kies wird später als kapillarbrechende Schicht bzw. als eine Art Sauberkeitsschicht für die Bodenplatte dienen.

Am 29. Mai 2023, also nach genau 42 Tagen war es dann endlich soweit. Wir konnten die Aushub-Phase planmäßig und zufriedenstellend beenden. Ohne genau zu wissen was uns beim Aushub erwarten würde, hatte ich während der Planungsphase mit 5 bis 6 Wochen für diesen Bauabschnitt kalkuliert.

Rechnen wir die Stunden aller Helfer zusammen, dann kommen wir auf über 1.000 Mannstunden nur für den Aushub. Das ist schon ziemlich gewaltig.

Bewiesen ist hiermit auch, dass man bei widrigen Umständen und in einer überschaubaren Zeit eine recht umfängliche Baugrube allein mit Muskelkraft ausheben kann. Neben der Muskelkraft braucht es weiterhin den nötigen Willen, ein paar starke und motivierte Helfer, robustes Werkzeug und viele viele Kisten isotonischer Kaltgetränke. Wer selber einmal vor einer solchen Mammutaufgabe steht, möchte ich hiermit sagen:

Nur wer sich etwas traut und ein Wagnis eingeht, hat Aussicht auf Erfolg. Also traut Euch!

Kosten in dieser Phase

PositionKosten
2x Maurerschnur8 EUR
Schubkarrengriffe11 EUR
Markierungsspray13 EUR
12 Paar Montagehandschuhe38 EUR
2x Bayerische Sandschaufel75 EUR
Summe145 EUR

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